Die häufigsten Taubenkrankheiten
Längst haben sie für den aufmerksamen Züchter ihre Schrecken
verloren: für alle sind heute Medikamente zu haben, die erfolgreich
eingesetzt werden können. Erfolgreiche Behandlung freilich setzt
voraus, dass sich der Züchter intensiv mit seinen Tieren beschäftigt
und eine beginnende Krankheit möglichst sofort erkennen kann.
Bei Auftreten einer Krankheit, die er nicht bestimmen kann, sollte er
einen spezialisierten Tierarzt zu Rate ziehen: eine sichere Diagnose
zu stellen, ist häufig ohne Untersuchung des Tieres nicht möglich,
insbesondere dann, wenn es sich um Erkrankungen der inneren Or-
gane handelt. Zu seinem eigenen Vorteil lasse der Züchter alljähr-
lich vor Zuchtbeginn eine Kotuntersuchung seiner Tauben durch-
führen. Sie ist nicht teuer, und er erhält neben einem ausführlichen
Befund, sollte dieser positiv ausgefallen sein, einen Behandlungs-
plan mitgeliefert. Eine eventuell notwendige Kur muß aber einige
Tage vor Zuchtbeginn abgeschlossen sein. Vitamine sind zusätzlich
zu reichen - jedes Medikament stört ja in irgendeiner Form den Or-
ganismus unserer Tauben. Gründliche Desinfektion des gesamten
Schlages und der Inneneinrichtung nach einer Kur ist mit Voraus-
setzung für ihren Erfolg. Eine Desinfektion sollte zudem vorbeugend
mehrmals im Jahr wiederholt werden.

Ansteckender Schnupfen
Ornithose
Gelber Knopf (Trichomoniasis)
Kokzidiose
Salmonellose
Wurmbefall
Paramyxovirus-Infektion
Weitere Informationen zu ver-
schiedenen Taubenkrankheiten,
deren Diagnose und Behandlung
bekommen Sie auf der hervorra-
genden Seite der Chevita GmbH.
Ansteckender Schnupfen                           [zurück]

Zweierlei Arten von Schnupfen können bei Tauben auftre-
ten: der Mycoplasmose-Schnupfen und der Haemophilus-
Schnupfen. Bei der Mycoplasmose leiden die Tauben be-
sonders stark unter schleimig-eitrigem Nasenausfluss,
Entzündungen im Rachen, stark wahrnehmbaren Atem-
'geräuschen, besonders nachts, und Flugmüdigkeit. Der
Mycoplasmose-Schnupfen tritt überwiegend dann auf,
wenn die Tauben durch Stress (Ausstellungen etc.) ge-
schwächt und somit leicht anfällig für Infektionen sind.

Beim Haemophilus-Schnupfen treten außer dem Nasen-
fluss auch stark angeschwollene und entzündete Augen-
lider auf, wodurch der Kopf entstellt wird (sogenannte
Eulenköpfigkeit). In beiden Fällen ist eine Behandlung mit
Antibiotika erfolgversprechend; der Züchter sollte aber
diese Kur nicht nur bei den erkrankten Tieren durch-
führen, sondern prophylaktisch auch seinem gesamten
Bestand verabreichen.

Ornithose                                                            [zurück]

Bei der Ornithose handelt es sich um eine Infektionskrank-
heit, die durch Viren hervorgerufen wird; sie ist äußerst an-
steckend und kann selbst auf Menschen übertragen werden.
Ihr Auftreten ist nicht allein auf Tauben beschränkt - sie ist
bei fast allen Vogelarten festgestellt worden, und das
weltweit.

Zeigt sich eine Infektion während der Zuchtzeit, ist häufig
mit Verlusten von Jungtieren zu rechnen; Alttauben weisen
meist keine sichtbaren Anzeichen des Krankheitsbefalls auf.
Sind jedoch die Tiere größerem Streß ausgesetzt, sei es
durch die Aufzucht von Jungen, sei es nach Ausstellungen,
ist mit einem offenen Ausbruch der Krankheit zu rechnen.
Das Erscheinungsbild ist ähnlich wie bei Schnupfen, zusätz-
lich haben die Tauben noch Lidbindehautentzündung und
Augenausfluss, so dass die Federn um die Augen verklebt
und verschmiert aussehen. Die Tiere nehmen wenig Futter
auf, aber viel Wasser; ihre Vitalität lässt nach - sie sitzen
teilnahmslos in den Ecken. Nasenausfluss und Atembe-
schwerden kommen nicht selten hinzu, und in besonders
schweren Fällen führt die Krankheit zur Erblindung der Alt-
tauben. Es ist daher dringend zu empfehlen, bei den ersten
Anzeichen einen Tierarzt zu bemühen und Medikamente zu
verabreichen: ohne eine Untersuchung des Blutes, besser
des Tieres ist die Infektion nicht exakt festzustellen. Pein-
liche Sauberkeit und häufige Desinfektionen der Schlagan-
lage sind zur Vorbeugung anzuraten.

Gelber Knopf (Trichomoniasis)                     [zurück]

Der Name sagt es bereits: die Krankheit äußert sich in
gelben Wucherungen, die im Rachen, am Nabel oder in den
inneren Organen auftreten. Ihre Erreger sind Geißeltierchen
(Trichomonaden), die wohl in allen Stämmen zu finden sind,
dort aber, solange sie nicht vermehrt auftreten, keine zu
große Gefahr für die Tauben bedeuten.

Die häufigste Erscheinungsform der Krankheit ist die Wuche-
rung im Rachen. Am stärksten bedroht sind Jungtiere im
Alter von zwei bis vier Wochen. Beim Öffnen des Schnabels
sieht man im Rachen gelbe Beläge, die teilweise Erbsen- bis
Bohnengröße erreichen. Sie erschweren die Atmung, behin-
'dern die Aufnahme von Futter und Wasser - die Jungtiere
magern ab. Bei der zweiten Art dringen die Trichomonaden
durch den noch nicht geschlossenen Nabel und verursachen
dort eine Entzündung. Überträger der Krankheit sind die
Alttiere, die mit der Atzung die Erreger an die Jungtauben
weitergeben. Für den Züchter immer ratsam ist deshalb die
Durchführung einer Kur gegen den gelben Knopf vor Zucht-
beginn, die während der Zucht nach Möglichkeit wiederholt
werden sollte. Ein verstärktes Auftreten der Trichomonaden
wird so verhindert, die Jungtiere gedeihen besser. Geeig-
nete Behandlungsmittel sind über den Tierarzt zu erhalten.

Kokzidiose                                                          [zurück]

Die Kokzidiose ist eine Darmerkrankung, die durch mikros-
kopisch kleine Lebewesen, die Kokzidien, verursacht wird.
Von diesen sind alle Taubenrassen befallen. Träger sind die
Alttauben, die aber meist selbst immun sind. Bei den Jung-
tauben können sich die Kokzidien häufig sehr stark ausbrei-
ten und, da die Widerstandskraft noch unzureichend ist,
schnell zu schwersten Erkrankungen führen, die sehr leicht
den Tod zur Folge haben können. Der Züchter kann die
Krankheit vorwiegend an der Beschaffenheit des Kots fest-
stellen: ist er wässerig, schleimig oder gar blutig, besteht
höchste Gefahr. Es gibt indes auch andere Krankheiten, die
sich ähnlich äußern - eine genaue Bestimmung ist mit dem
Mikroskop möglich. Umgehend sollte dann mit der Behand-
lung der infizierten Tauben und vorbeugend des gesamten
Bestandes begonnen werden. Sorgfältige Reinigung des
Schlages und der Einrichtung ist wichtig; sie ist nach Mög-
lichkeit täglich vorzunehmen, da die Alttiere immer wieder
neue Kokzidien ausscheiden. Nach Beendigung einer Kur ist
gründlich zu desinfizieren. Nährböden für die Krankheits-
erreger sind feuchte und verkotete Stallböden, feuchte
Volieren oder bei freifliegenden Tauben Dachrinnen, aus
denen sie Wasser aufnehmen.

Salmonellose                                                      [zurück]

Sie ist auch unter den Bezeichnungen Paratyphus, Bein-
oder Flügellahme bekannt; in allen Fällen handelt es sich um
die gleiche Krankheit, jedoch andere Erscheinungsformen.
Sie beginnt mit einer Darmentzündung, hervorgerufen durch
vermehrtes Auftreten von Salmonellen, die die Verdauung
und Aufnahme von Nährstoffen durch den Darm verhindern.
Salmonellen können über das Blut in alle Teile des Körpers
gelangen, Entzündungen entstehen, Geschwülste an Bei-
nen, Flügeln und Organen. Die Tauben haben Schmerzen,
werden teilnahmslos und sind in der Atmung behindert. Im
weiteren Verlauf der Krankheit kommen Lähmungen und
Gleichgewichtsstörungen hinzu. Werden die erkrankten Tau-
ben nicht früh genug und gut mit Medikamenten behandelt, kommt es häufig zu Todesfällen. Die Überlebenden scheiden
weiter Salmonellen aus, und der Bestand wird von neuem
infiziert. Eine Kot- oder Tieruntersuchung durch einen Tier-
arzt oder ein Institut ist wegen der Ähnlichkeit mit anderen
Krankheiten im Anfangsstadium notwendig. Aufgrund des
genauen Befundes und eines daraus abgeleiteten Behand-
lungsplanes ist eine Heilung leicht möglich; es sollten jedoch
nach der Behandlung der kranken Tauben in Abständen Kot-
untersuchungen zur Kontrolle durchgeführt werden.

Wurmbefall                                                         [zurück]

Er ist nicht nur bei unseren Tauben, auch bei Hühnern und
Wildgeflügel festzustellen; besonders anfällig sind Jungtiere,
da sie keine Widerstandkraft gegen Würmer besitzen. Spul-
würmer, Haarwürmer, Band- und Luftröhrenwürmer sind
ärgste Schädlinge dieser Gattung. Verwurmte Tauben ma-
gern stark ab, nehmen viel Wasser auf, und Jungtiere zei-
gen trotz guter Fütterung schlechtes Wachstum und Blut-
armut. In schweren Fällen kann ein Befall sogar zum Tode
führen. Der Züchter wird tunlichst ein- bis zweimal im Jahr
eine Kotuntersuchung durchführen lassen, um eine even-
tuelle Verwurmung festzustellen. Bei positivem Befund ist
unverzüglich eine Behandlung der Tauben mit einem guten
Wurmmittel vorzunehmen. Die Kur ist nach drei Wochen zu
wiederholen, damit auch die inzwischen aus den Eiern ge-
schlüpften Larven abgetötet werden. Tägliche Reinigung und
gründliche Desinfektionen sind besonders wichtig, damit die Tauben nicht die ausgeschiedenen Eier wieder aufnehmen
und von neuem befallen werden. Reichliche Vitamingaben
sind den Tauben nach der Behandlung zu verabreichen, um
den geschwächten Tieren rasch wieder zu Kräften zu ver-
helfen. Zur weiteren und tieferen Information sei jedem ge-
wissenhaften Züchter die Lektüre eines Fachbuches über
Taubenkrankheiten anempfohlen. Dort erhält er aus beru-
fener Feder mancherlei Hinweise auf Krankheiten und zur
Vorbeugung.

Paramyxovirus-Infektion                            [zurück]

Die Paramyxovirus-Infektion tritt bei Tauben als akute
Erkrankung seuchenartig auf. Schon einige Tage nach der
Infektion scheiden sichtbar erkrankte ebenso wie latent infi-
zierte Tiere das Virus mit dem Sekret der Lidbindehaut, der
Nase und des Rachens sowie mit dem Kot aus. Die Inkuba-
tionszeit beträgt zwischen 3 und 21 Tagen. Nach etwa 4
Wochen Krankheitsdauer kann es bei bis zu 30 % der er-
krankten Tauben zur Selbstheilung kommen. Zu empfehlen
ist die bakteriologische Untersuchung von Kotproben er-
krankter Tauben zum Ausschluss einer Salmonelleninfektion.

Symptome äußern sich durch eine vermehrte Trinkwasser-
aufnahme bei gleichzeitigem Rückgang des Futterver-
brauchs, Abmagerung, durchfallartiger Kot aufgrund
krankhaft gesteigerter Flüssigkeitsausscheidung (im Schlag
entstehen Wasserpfützen, in denen geformte Kotteile
schwimmen) sind erste Hinweise auf Paramyxovirose. Es
folgen ein- oder beidseitige Lähmung der Ständer, Schreck-
haftigkeit, Verdrehen des Kopfes, Drehbewegungen, Über-
schlagen, Rückwärtsgehen. Die meisten Tauben verenden.

Eine wirksame Behandlung erkrankter Tauben ist - wie bei
anderen Viruskrankheiten auch - nicht gegeben. Bei Ver-
dacht auf Vorliegen einer Infektion im Bestand kann zur
Verhütung der Ausbreitung eine Notimpfung aller gesund
erscheinenden Tauben durchgeführt werden. Sichtbar er-
krankte Tiere sind von der Notimpfung auszuschließen und
aus dem Bestand zu entfernen, da sie als Ausscheider den
übrigen Bestand bis zum Erreichen des Impfschutzes
gefährden.

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